What’s up KEN?!
bro was lauft
hesh husi gmacht?
schick mer pleaseee
Drei typische Sätze in einem Messenger-Chat der Gen X. Doch was hat die Anrede «bro», die Tippfehler, das Nichtbeachten der Grammatikregeln oder die vielen «e» beim Anglizismus «please» zu bedeuten?
Linguistische Forschung
Die Deutschlehrpersonen Bea Stoll, Rachel Vogt, David Eugster und Benedikt Knobel warfen mit ihren 3. Klassen einen sprachwissenschaftlichen Blick auf die Online-Kommunikation der heutigen Jugend.
Im ersten Quartal des Frühlingssemesters tauchten fünf Klassen während den Deutschlektionen in Whatsapp-Nachrichten, Snaps oder Instagram-Direct-Messages ein. Dabei sammelten, ordneten und analysierten sie insgesamt über 600 Gesprächsstränge, kontextualisierten diese mit linguistischer Sekundärliteratur und präsentierten schliesslich ihre Ergebnisse auf einem Poster.
Ertragsreiche Erkenntnisse und erarbeitete Erfolge
Die Projekt- und Gruppenarbeiten boten einen vielfältigen Einblick in die kommunikativen Praktiken. So wurde beispielsweise erklärt, wie Emojis Ironie markieren, welche Funktionen «bro» hat, welche Höflichkeitsstrategien anwendet werden, wie ein «okay», ein «ok» oder «k» zu verstehen ist oder ob sich das Geschlecht an der Nachrichtenlänge ablesen lässt.
Beim abschliessenden Symposium am Freitag, dem 11. April 2025, stellten die drei besten der insgesamt 44 Gruppen ihre Ergebnisse in der vollen Aula vor: Francesco Mari und Carlos Herrmann aus der Klasse W3f holten mit ihrer Analyse zum Boomerspielzeug GIF den dritten Platz und Giuseppe Condello, Maximilian Grisch und Luis Witzig aus der Klasse W3e mit ihrem Poster, wie und warum mit Grossschreibung und Nachrichtensegmentierung Wut ausgedrückt wird, den zweiten Rang. Andriana Sarcevic, Elhana Dzubic und Lara Delgado aus der Klasse A3a siegten mit ihrer Forschungsarbeit zur Liebeskommunikation. Nebst einem Einkaufsgutschein erhalten sie die Möglichkeit, ihr Poster in der Einführungsvorlesung Linguistik den Studierenden an der Universität Zürich vorzustellen.
Zukunftsnutzen
Abgerundet wurde das Abschlusssymposium mit einem äusserst spannenden Inputreferat von Prof. Dr. Noah Bubenhofer vom Deutschen Seminar der UZH darüber, wie die Sprachfähigkeiten von KI durch linguistisches Wissen verbessert werden. Dafür werden riesige Datenmengen ausgewertet, berechnet, vektorisiert und dreidimensional dargestellt. Dank dem daraus resultierten Know-how über menschliche Konversationen kann die KI die Holprigkeit ihrer Gespräche ausbügeln.
Das Projekt, das in dieser Form erstmals durchgeführt wurde, war ein voller Erfolg. Die gewonnenen Daten und Erkenntnisse, die Vertiefung im wissenschaftlichen Arbeiten sowie die geknüpften Verbindungen zur Universität Zürich, innerhalb der Fachschaft Deutsch und zwischen den Klassen können bestimmt auch in Zukunft fruchtbar genutzt werden.